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Neulich schaute ich mich mal ein paar Tage lang in einer Facebook-Gruppe namens „Diskussionen zwischen Christen und Atheisten“ um. Ich hoffte auf einen netten Austausch, auf kluge Postings und Gedanken, die mich zum Nachdenken anregen würden. Leider wurde ich enttäuscht.
Was dort seitens der Atheisten als Diskussion verkauft wurde, war selten mehr als provozierende Häme. In vielen Postings ging es eben nicht um eine Argumentation für oder gegen einen Gottesbegriff, es ging vor allen Dingen um eine diffuse Kirchenkritik: Inquisition, Zölibat, Kreationismus, Sexualmoral, Kreuzzüge, Missbrauch, Machterhalt, Kirchensteuer, Holocaust, Tanzverbot, Unterdrückung von Frauen, Unterdrückung von Heiden, Unterdrückung der ganzen verdammten Welt. Kurz: Sämtliche Verfehlungen der christlichen Kirchen in den vergangenen 1.000 Jahren wurden in einen Topf geworfen und genau deswegen, gäbe es keinen Gott. Wäre ja noch schöner, wenn ein liebender, gütiger Gott dies alles zuließe.
Nach ein paar Tagen verließ ich diese Gruppe wieder, denn mit zunehmendem Alter langweilt mich diese Argumentation immer mehr. Keine Frage, jeder der oben genannten Kritikpunkte hat seine Berechtigung. Aber keiner dieser Kritikpunkte hat etwas mit Gott zu tun. Da geht es einzig und allein um menschliches Versagen, um institutionelles Versagen, um Hybris, um Politik, um Geld. Solche Diskussionen sind anstrengend, aber ich wählte den einfachen Weg und drückte auf den Button „Gruppe verlassen“.
Vielleicht hätte ich bleiben sollen. Ein bisschen mehr kämpfen, ein bisschen mehr zuhören. Denn eines war offensichtlich. Viele der Menschen, die sich dort „Atheisten“ nannten, waren vor allen Dingen eines: enttäuscht, wütend, verbittert, allein gelassen, unverstanden. Ich glaube, viele von ihnen sind noch lange nicht fertig mit Gott. Sie sind fertig mit „der Kirche“, mit Institutionen, Gemeinden und veralteten Vorstellungen. Sie nennen sich Atheisten. Aber aus Notwehr. Wer sie erreichen will, braucht viel Kraft, Geduld und ein dickes Fell. All dies hatte ich nicht.
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