Inselkapelle Hiddensee – Foto: Nicole Elß
Wer einmal die Insel Hiddensee besucht, sollte sich unbedingt Zeit nehmen, in Kloster die kleine Inselkirche anzuschauen. Es gibt dort so viel zu entdecken.
Über dem Eingang versuchte ich die Inschrift am Querbalken zu entziffern. Allein habe ich es nicht geschafft: Plattdeutsch! „Der here do Ick em ersochte erhorde hei mi.“ Aber nette Hiddenseeerinnen waren behilflich meine Sprachkenntnisse zu erweitern. Die zwei Damen waren gerade dabei, die Glocken zu läuten, die über dem Eingangsbereich der Kirche im Glockenstuhl hängen – per Hand!
Ich suche mir einen Platz. Heute ist Erntedankgottesdienst. Die (evangelische) Kirche ist bis auf den letzten Sitzplatz gefüllt. Eine bunte Melange aus Einheimischen, Urlaubern, Menschen mit und ohne Religion. Neben mir sitzt ein junger Vater mit seiner kleinen Tochter. Im Gespräch erzählt er, dass er Yogalehrer aus Dresden ist, keine Konfession hat, aber gern die Ruhe des Gebets in Kirchen sucht.
Hinter uns befindet sich eine alte Holzskulptur des Propheten Jona. Er sitzt still ins Gebet vertieft wie der Buddha: Passt irgendwie genau zum Yoga-Lehrer!
Der Prophet Jona – Foto: Nicole Elß
Ein pralles Erntedankfest: die vielen Früchte am Altar schmeicheln dem Auge, Vielfalt auch im Gebet und im Gesang. Die kleine Gemeinde besitzt sogar einen eigen Kirchenchor.
Die Inselkirche ist das letzte Bauwerk des Zisterzienserklosters aus dem 13. Jahrhundert. Nach der Reformation verließen die Mönche die Insel. Das Kloster verfiel, nur die Kirche blieb erhalten. Im 17. Jahrhundert baute man die Kirche um. Später wurde sie erweitert und sie trug den Namen des heiligen Nikolaus, der die Seefahrer beschützen sollte. Seit 1913 ist sie in ihrer Bauweise erhalten geblieben und wird als „Inselkirche“ bezeichnet.
Der evangelische Pastor lädt die ganze versammelte Gemeinde ein, miteinander Brot zu teilen. Eine schöne, versöhnliche Geste für ein gemeinsames Miteinander. Viele fleißige Hände verteilen Brot und Trauben. Man kommt ins Gespräch. So erfahre ich von einem Kirchenchormitglied, dass sie aus Thüringen kommt und katholisch ist – wie ich auch –, aber seit über 30 Jahren auf Hiddensee eine neue Heimat gefunden hat..
Die Menschen teilen das Brot, das Wort, das Gebet … über ihnen ist ein blauer Himmel an die Decke gemalt, wie der Himmel über der Insel: mit lauter roten Rosen.
„Wenn, das Brot, das wir teilen, als Rose blüht…“ Dieses Lied von der hl. Elisabeth von Thüringen kommt mir in den Sinn.
Übrigens: Wer auf Hiddensee getauft wird, bekommt das Sakrament mit echtem Ostseewasser gespendet.
Der Prophet Jona – Foto: pixabay.com
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