Geduld mit Gott – Geduld mit den Menschen
Sein Buch „Geduld mit Gott“ – 2010 bei Herder erschienen – kannte ich bereits, ihn selber erlebte ich letzte Woche erstmals live als Hauptredner beim RENOVABIS-Kongress in Freising. In seiner Biografie spiegeln sich brennpunktartig die Brüche seines Heimatlandes. 1978 im Untergrund zum Priester geweiht, lehrt er heute an der Prager Karls-Universität Soziologie. „Neue Wege der Evangelisierung in Europa“ war das Thema des Kongresses. Und da kommt nun Tomáš Halik und spricht über „sein“ Thema. Vom Schweigen und der Verborgenheit Gottes redet er und von menschlicher Ungeduld angesichts dieses Schweigens. Eine Ungeduld, die auch wir Christen so manches Mal zeigen. Deshalb kritisiert Halik „religiöse Enthusiasten, die das Schweigen Gottes mit ihrem begeisterten Halleluja überschreien, oder religiöse Traditionalisten, die das Schweigen Gottes nicht hören, weil sie ununterbrochen ihre gelernten Formeln wiederholen“. Und so rät er seinen Zuhörerinnen und Zuhörern aus ganz Europa zu einem kontemplativen Hören auf das Schweigen Gottes und zu einer geduldigen, hoffnungsfrohen Beharrlichkeit im Glauben.
Ich habe aufmerksam seinem Vortrag gelauscht, wahrscheinlich wie viele andere in dem großen Auditorium auch. Weil ich spürte, da ist jemand am „Kern der Sache“ dran, da ist jemand, der mir wirklich weiter hilft in meiner Frage, wie ich, wie wir gemeinsam im zweiten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts den Glauben authentisch leben und bezeugen können. Ja, dieser Vortrag (demnächst auch auf der Seite von RENOVABIS nachzulesen) war für mich markante Zeitansage und aufschließendes Zeitzeichen zugleich – gerade mit Blick auf das Jahr des Glaubens, das in wenigen Wochen eröffnet wird.