Texte und Gebete
Der Gott des Lebens und der Geschichte
Die grundlegenden Erfahrungen des Volkes Israel mit Gott sind der Exodus, der Auszug aus Ägypten mit dem Durchzug durch das Rote Meer, und der Bundesschluss am Sinai. Die Juden feiern bis zum heutigen Tag jenes Ereignis der Befreiung im Passah-Fest. Israel glaubt sich in besonderer Weise von Gott erwählt und vertraut auf seine Führung. Selbst als es schmerzlich die babylonische Gefangenschaft erleiden muss, vertieft sich der Glaube an den einen Gott Jahwe. Die Propheten rufen das Volk immer wieder zurück auf den Weg des Glaubens. Niederlagen und Not deuten sie als Folgen ihres Unglaubens und mangelnden Vertrauens.
Die Grundüberzeugung, dass Gott führt und mit Einzelnen und dem ganzen Volk einen heilvollen Plan verfolgt, zeigt sich auch in den Geschichten über die Patriarchen, besonders am Beispiel der Gestalt Abrahams. Gott ruft ihn aus seinem Volk und seiner Heimat heraus in das Gelobte Land. Schritt um Schritt entschleiert er ihm die Verheißungen von Land und Nachkommenschaft. Die Führung der Väter und Mütter des Glaubens ist so richtungsweisend, dass Gott sich immer wieder als der „Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“ vorstellt und zu erkennen gibt.
Gott hat einen heilvollen Plan
Was Gott mit dem Volk Israel getan hat, will er mit allen Menschen und Völkern tun.
„Am Ende der Tage wird es geschehen:
Der Berg mit dem Haus des Herrn
steht fest gegründet als höchster der Berge;
er überragt alle Hügel.
Zu ihm strömen alle Völker.“ (Jes 2,2)
Diese Einsicht setzte sich im Alten Testament immer mehr durch und wird offenbar im Neuen Testament, in der Person Jesu Christi.
Gott hat aber auch den einzelnen Menschen im Blick und führt ihn persönlich. So darf der Mensch daran glauben, dass Gott ihn wertschätzt und in Liebe anschaut, wie es Psalm 139 formuliert:
„Deine Augen sahen, wie ich entstand;
in deinem Buch war schon alles verzeichnet;
meine Tage waren schon gebildet,
als noch keiner von ihnen da war.“ (Ps 139,16)
Der lebendige Gott begleitet die Menschen
Der Gott der Bibel ist also kein Gott, der lediglich am Anfang der Zeiten die Welt erschaffen, die Naturgesetze in Gang gesetzt, dann aber allem seinen Lauf gelassen hat. Anders als in der Vorstellung des Deismus ist dieser Gott für die Menschen ein Begleiter-Gott, ein sorgender Gott.
„Meine Hilfe kommt vom Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Er lässt deinen Fuß nicht wanken;
er, der dich behütet, schläft nicht.
Nein, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.
Der Herr ist dein Hüter, der Herr gibt dir Schatten;
er steht dir zur Seite.
Bei Tag wird dir die Sonne nicht schaden
noch der Mond in der Nacht.
Der Herr behüte dich vor allem Bösen, er behüte dein Leben.
Der Herr behüte dich, wenn du fortgehst und wiederkommst,
von nun an bis in Ewigkeit.“ (Ps 121,2-8)
Fragen:
- In Umfragen geben viele Menschen an, in irgendeiner Weise an Gott zu glauben. Doch nur wenige meinen, dass er wirklich Einfluss auf ihr Leben nimmt. Wie stelle ich mir seine Führung der Gemeinschaften und Völker vor?
- Zu welchen Zeiten meines Lebens konnte ich Gottes Führung und Begleitung spüren?