Foto: Claudia Glas
Ein regnerischer Samstagnachmittag. Eine Mutter betrachtet mit ihrem zweijährigen Sohn ein Bilderbuch. Sie zeigt ihm Menschen, Tiere und Dinge und benennt diese. Als das Telefon klingelt, übergibt sie den Kleinen an ihren Ehemann. Der Vater nimmt den Jungen auf den Schoß und fragt sogleich: „Wo ist der Hund?“ „Worauf fährt der Junge hier?“ „Welches Mädchen gießt die Blumen?“
Väter stellen typischerweise W-Fragen wenn sie mit Kleinkindern sprechen: Wer? Wie? Was? – Wieso? Weshalb? Warum? Durch offene Fragen fordern Väter ihre Kinder heraus. Diese müssen sich ganz schön anstrengen. Mütter machen es den Kindern leichter. Sie sagen, was sie sehen und wiederholen manches, damit’s die Kinder kapieren: „Schau, siehst Du hier die kleine Katze?“ „Da, in dem Fenster, ist die Oma. Sie lacht, siehst Du?“ „Das habe ich Dir schon einmal gezeigt: das ist ein Fahrrad, ein Faaahrrad.“
Im Alter von zwei Jahren kennt ein Kind bis zu 200 Wörter. In der Folgezeit beginnt sein Wortschatz zu explodieren: Ein halbes Jahr später sind ihm weitere 300 Worte bekannt. Während Mütter v.a. das passive Sprachverständnis ihres Kindes fördern, fordern die jungen Väter den Nachwuchs heraus, die Dinge selber beim Namen zu nennen: Väter befeuern das aktive Sprechen ihres Kindes. „Die Väterforschung belegt, dass gerade in dieser Andersartigkeit wichtige Impulse für die Entwicklung des Kindes verborgen sind“, sagt Lieselotte Ahnert in dem lesenswerten Buch „Auf die Väter kommt es an“ (Ullstein).
Das Engagement der Väter in den Familien hat sich in den letzten 30 Jahren grundlegend geändert. Als Ahnert in den 1990er Jahren den Familienalltag junger Familien untersuchen wollte, füllten nicht die Männer, sondern deren Partnerinnen die Fragebogen aus, welche sie den Eltern übergeben hatte. Mittlerweile lassen sich auch Väter gerne befragen. Vielleicht weil sie ahnen, dass sie dem Kind etwas anderes zu geben haben als die Mütter.
Vater und Mutter sind wie die rechte und die linke Hand: Sie sind komplementär und ergänzen einander.
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