Bild: Sven Weßendorf
In den vergangenen Wochen der Fußball-Europameisterschaft haben viele Menschen den Spielen zugeschaut und dabei mit Zahlen gelebt. Sie haben auf Mannschaften geblickt, haben Tore gezählt und Torverhältnisse verglichen.
So mache ich es manchmal auch mit Blick auf kirchliche oder liturgische Zahlenverhältnisse.
Ein Beispiel: Die Zahl der Apostel. Fast 2000 Jahre galten in der Kirche ausschließlich 12 Männer als Apostel. Nachdem Judas sich selbst vom Platz gestellt hatte, nahmen die 11 verbliebenen Männer sich das Recht einen Mann nachzunominieren. Petrus sagte: „Es ist also nötig, dass einer von den Männern, die mit uns die ganze Zeit zusammen waren, als Jesus, der Herr, bei uns ein und aus ging, angefangen von der Taufe durch Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns ging und in den Himmel aufgenommen wurde – einer von diesen muss nun zusammen mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein.“ (Apg 1,21f) Das Los fiel auf Matthias, „er wurde den elf Aposteln zugezählt“. (Apg 1,26).
Später wurde auch Paulus Apostel genannt, obwohl er die Voraussetzungen nicht erfüllte. Da war es mit der Zahl 12 eigentlich vorbei. Dennoch bleibt der 12er-Kreis eine feste Größe. Für diese Männer stehen die 12 Apostelleuchter in vielen Kirchen. 12:0 sozusagen.
Mit Jesus unterwegs und Zeugin seiner Auferstehung war auch Maria aus Magdala. Wie viele der 12 Männer stammt sie aus Galiläa. Offenbar hat sie dort – vielleicht in ihrem Heimatort Magdala – Jesus kennengelernt und wurde seine Anhängerin. Jesus selbst hat sie nach seiner Auferstehung beauftragt, den Jüngern und Jüngerinnen die Botschaft von seiner Auferstehung zu bringen.
Im 3. Jahrhundert nannte Hippolyt von Rom sie „apostola apostolorum“ – „Apostelin der Apostel“.
12:1 also? Ernennung in der Nachspielzeit?
Im „Kölner Keller“ hat der Video-Schiedsrichter, der VAR, lange geprüft, ob das „Tor“ gültig ist. Im Jahr 2017 ernannte Papst Franziskus Maria offiziell zur Apostelin und stufte ihren liturgischen Gedenktag zu einem Fest hoch. 12:1. Sehr gut. Aber mir reicht das noch nicht. Ich möchte nachnominieren.
Außer Maria aus Magdala sollten zu den weiblichen 12 gehören:
Maria, die Mutter Jesu
Hanna, die Prophetin – Lk 2,36-38
Maria und Marta aus Betanien – Lk 10,38-42 und Joh 11,1-46
Salome – Mk 15,39-41; 16,1
Maria, die Frau des Kleopas – Lk 24,13-35
Tabita – Apg 9,36-43
Lydia – Apg 16,14-40
Priska – Apg 18,1-26 und Röm 16,3-5
Phöbe, die Diakonin – Röm 16,1
Junia, „Apostel“ – Röm 16,7
Mir macht es Freude, diese neue Liste zu betrachten. Die Frauen sind nicht Ersatzspielerinnen sondern gleichberechtigte Mitglieder des Kaders. Und das Verhältnis steht wunderbar bei 12:12. Wahrscheinlich brauchen wir leider eine weitere Nachspielzeit, in der der Kader komplettiert wird und neue Personen ins Spiel kommen können.
Und wenn wir uns selbst zum Kader zählen? Das „Spielermaterial“ würde reicher…
Als Frauen und Männer, die in der Nachfolge Jesu stehen und auf ganz eigene Weise Zeuginnen und Zeugen der Auferstehung Jesu geworden sind. In unserer Taufe sind wir, bin ich Prophetin, Königin und Priesterin geworden – und auch Apostelin.
Wer darf mitspielen und wer nicht? Einen unparteiischen Mann oder eine Frau im „Keller“ müsste es auch in der Kirche geben.
Und Maria Magdalena als Spielführerin würde die Kirche in neue Räume und Weiten führen.
Ausgleich erreicht.
Und wenn dann viele Pfarrer in den Kirchen je 12 Apostelinnen-Leuchter anbrächten, würde es in der oft dunklen Kirche plötzlich heller.
Impuls in „Neues Ruhr-Wort“ am 20. Juli 2024
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