Foto: Kurt Faulhaber über KI
Lernprozess Kirche
Habe ich es bisher überhört? Das Wort „lernen“ kam bei der letzten Versammlung des Synodalen Weges zunehmend vor. Lernen können wir von den Beiträgen der BeobachterInnen aus anderen Ländern. Deren Themen sind oft dieselben wie in der deutschen Kirche. Doch sie gehen auf anderen Wegen vor.
In Australien hatte es denselben Eklat gegeben wie bei uns: Der Text zur „Gleichstellung von Frauen und Männern“ fand keine Mehrheit bei den australischen Bischöfen. In Frankfurt hatte der Grundtext zu „Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ die 2/3- Mehrheit der Bischöfe verfehlt und war so gescheitert. Was machten die Australier? Sie unterbrachen das Programm. Alle konnten nochmals ihre Sicht vortragen. Trotz Trauer und Schmerz gab es ein großes gegenseitiges Entgegenkommen. Daraus ging eine Neufassung hervor, die eine überwältigende Mehrheit fand.
Wie kann es sein, dass die niederländischen Bischöfe Segensfeiern für Homosexuelle einführten – und Rom widersprach nicht? Schickte keinen Verbots-Brief. Wie machten sie das? Als erstes rangen sie um Einstimmigkeit der Bischöfe. Dann führten sie Einzelgespräche („Hinterzimmergespräche!?) mit wichtigen Personen im Vatikan – einschließlich mit dem Papst. Dann führten sie die Änderung mit einem kurzen Text und unspektakulär ein. Als sie dann (im Anschluss an die deutschen Bischöfe) im Vatikan waren, gab es nur die Rückfrage von Papst Franziskus: Seid ihr euch darin einig? – Ja. – ok.
Alle ausländischen Gäste – ob aus Italien, Tansania oder Australien – stimmten darin überein: Alles begann mit unzähligen Gesprächen in Gemeinden und Gemeinschaften: Was erwartet Gott heute von uns? In Australien wurden dazu 220 000 Menschen befragt. In Deutschland geschah wenig an der Basis, in den Gemeinden. Denn der Synodale Weg war bereits als Gremium von Delegierten im Gang. Kann er im Nachhinein zu einer Sache, einer Bewegung des ganzen Volkes Gottes in Deutschland werden?
Anfrage aus Österreich: Die Mehrheit der Reformsuchenden und die Minderheit der die Tradition Bewahrenden fanden nicht zueinander. Versöhnung konnte nur zum Teil gelingen.
Weitere Stimmen „von draußen“: Die Unterscheidung (z.B.: Was ist die Stimme Gottes in den Zeichen der Zeit im Unterschied zum Zeitgeist) wurde z.B. in Australien so praktiziert, dass täglich die Hälfte der Zeit in Tischgruppen (gemischt Kleriker, Ordensleute, Laien) mit geistlichen Gesprächen zum Thema verbracht wurde.
Ziel war nicht, die Mehrheit zu bekommen, sondern einen Konsens zu finden.
„Umkehr“ bedeutet synodal: Sich einlassen auf die Überzeugungen anderer.
Die Präambel wurde in Frankfurt zuletzt und im Konsens beschlossen und erhielt die Überschrift:
„Hören – lernen – neue Wege gehen“
Kurt Faulhaber
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